Schon kurz nach der schicksalhaften Notlandung eines arkonidischen Forschungskreuzers auf dem irdischen Mond, fand der Einsatz von künstlicher Schwerkraft bzw. künstlich erzeugter Schwerelosigkeit schnellen Anklang auch in der Terranischen Freizeitindustrie. Zu jener Zeit entstanden die Urformen der auch heute noch beliebten Sportarten ZeGeTen (Zero-Gravity-Tennis),Schwebeball und Bounce'm. In der unruhigen Zeit der Dritten Macht kam jedoch offensichtlich niemand auf die Idee, die Möglichkeiten der Schwerelosigkeit mit denen eines konventionellen Schwimmbades zu verbinden. Erst nach der Konsolidierung des Solaren Imperiums, als die noch junge solare Menschheit zur Ruhe gekommen war, fand die Mikrogravitation den Weg heraus aus der militärischen Anwendung und ihren Einzug in das Alltagsleben der Terraner.
Und so tauchten 2078 n. Chr. (1510 v. NGZ) die ersten Agravarien auf. Sie erfreuten sich bald größter Beliebtheit und starteten ihren späten Siegeszug durch die Vergnügungszentren der Galaxis. Denn interessanterweise sind auch die Arkoniden zu Zeiten des Niederganges des Arkonidischen Kristallimperiums, in denen alle Spielarten des körperlichen Vergnügens ihre Blütezeit erlebten, niemals auf die Idee eines "Agravariums" gekommen. Mit dem Ausdruck Antigrav-Aquarium ist sowohl die Herkunft der heutigen Bezeichnung Agravarium erklärt, als auch die Beschreibung dieser Einrichtung kurz umrissen. Agravarien stellen sich sehr oft als üppige Landschaft dar.Diverse gastronomische Lokale, sowie Bereiche für schwerkraftgebundene Aktivitäten ergänzen das Gesamtbild.
Kernstück eines Agravariums ist jedoch die Wasserblase, die durch den geschickten Einsatz von Zug- und Pressorstrahlprojektoren im Zentrum des Raumes zusammengehalten wird. Eine Sonderform stellen allseitige Agravarien dar, wie sie z.B. auf der legendären BASIS das Bild beherrschten. Bei diesen gibt es nicht eine ausgeprägte Grundebene auf der sich das Leben abspielt; je nach Grundform des Raumes, ob Quader oder Kugel, zeigt der Schwerkraftvektor zur jeweiligen Ebene hin. Bei kugelförmigen Räumen hat man so den Eindruck, sich in einer Hohlwelt aufzuhalten, in deren Mitte, gleichsam als Sonne, die Wasserblase schwebt.Die wohl berühmteste (berüchtigtste) dieser Art war die Poolwelt Horror auf dem Planeten Lepso. Der Bereich der Mikrogravitation beginnt i.a. in zwei Metern Entfernung vom Boden, d.h. sportliche Personen, können den bodennahen Schwerkraftbereich einfach überspringen.
Für weniger trainierte Personen stehen Türme, Rutsche und Schleudern bereit, die sie in den schwerelosen Bereich befördern. Personen die aus dem schwerelosen in den schwerkraftgebundenen Bereich gelangen, werden durch Traktorfelder in speziell ausgewiesene Zonen abgelenkt und dort sanft abgesetzt. In abgeteilten Bereichen eines Agravariums gibt es meist einen kleinen Bereich mit reduzierter Schwerkraft, in dem sich der Ungeübte erst mal an die ungewohnte Schwerelosigkeit gewöhnen kann. Denn schließlich kennt man schon seit vorgalaktischer Zeit den Einfluß von Schwerelosigkeit auf den Mageninhalt. Grundsatz bei allen Agravarien ist ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, das die Besucher vor Gefahren schützt. Der klassische Bademeister ist zwar schon längst von robotischen Überwachungssystemen ersetzt worden, aber gerade in letzter Zeit geht der Trend wieder zu menschlichen Ansprechpartner.
Im Jahre 2085 (1503 v. NGZ) tauchten neben diesen klassischen Sicherheitssystemen die ersten ALE (Aquatische Lebensrettungs-Einheit) auf: Kleine mobile Einheiten, vollgepfropft mit Rettungssystemen, die in der Wasserblase selbst patroullierten. Das neuartige daran war jedoch nicht die "Sicherheit vor Ort", sondern das oft skurrile Äußere dieser anfangs noch positronischen Kleinroboter. Neben der klassischen "Quitsche-Ente" und dem "Shark" gibt es Nachbildungen von fast allen aquatischen Lebensformen. In der Nebenabbildung sind die Modelle "Quitsche-Ente" und "Guppy" dargestellt. Eine besondere Anekdote in diesem Zusammenhang sind die Unruhen auf Vertebra IV im Jahre 3011.
Auf dieser eher prüden Welt sorgte der erstmalige Einsatz eines ALE, Modell "Barbusigen Nixe" für Unruhen und im weiteren Verlauf, für den Sturz der Regierung des Planeten. Auch wenn es der Besucher nicht merkt, wird jeder Gast von einem ALE überwacht. Dies geschieht vorwiegend durch telemetrische Überwachung der Lebensfunktionen. Sobald bei einem Schwimmer die Vitalfunktionen einen Grenzwert überschreiten (z.B. erhöhte Herzfrequenz aufgrund Panikreaktionen) setzt sich ein ALE neben die betreffende Person und geleitet sie durch Einsatz von Traktorstrahlen aus der Wasserblase. Medoroboter übernehmen die Person und stellen fest, ob ein Grund zu Einsatz vorliegt. Der klassische "Auftrieb", wie man ihn von Archimedes her kennt, ist in der Schwerelosigkeit nicht gültig.
Da zudem das Vestibularorgan, das ist das Organ im Mittelohr, welches uns normalerweise sagt, wo oben und unten ist, dies in der Schwerelosigkeit gerade nicht tut, kann es in der Wasserblase sehr schnell zu einer lebensgefährlichen Desorientierung kommen. Darum werden grundsätzlich alle Personen, die in der Blase "tauchen", spätestens nach einer Minute von den ALE an die Oberfläche geleitet, selbst wenn sie so trainiert sind, daß sie mehrerer Minuten die Luft anhalten könnten.
Weiterführende Literatur:
- 53 Dinge mehr, die man bei Schwerelosigkeit tun kann erschienen bei Great Publishing Corporations (Ursa Minor)
- Bounce'm - Modifizierte Regeln für Nicht-Ertruser erschienen bei Verlag Sport und Mehr (Trade City, Olymp)